Bildungsgerechtigkeit:
Mit großer Sorge betrachtet der Landesschülerbeirat den starken Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und familiärer/sozialer Herkunft in Baden-Württemberg.
Was große Schulleistungsstudien wie IGLU und PISA schon seit Jahren kritisieren, wird auch in den vorliegenden Erhebungsergebnissen ersichtlich. Wenn beide Elternteile in Deutschland geboren wurden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind ein Gymnasium besucht, wesentlich höher, als wenn mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren ist.
Der Landesschülerbeirat steht dafür ein, dass niemand zurückbleibt. Dabei ist eine intensive Evaluation von Ursachen und Maßnahmen der Ungerechtigkeiten notwendig. Gerade bei diesem heiklen und politisch aufgeladenen Feld sind vorschnelle Maßnahmen, die nur auf Sichtstrukturen ausgelegt sind, besonders fatal.
Als gesicherte Ansatzpunkte sieht der Landesschülerbeirat eine gezielte Förderung im Vorschulalter und in der Primarstufe. Diese Förderung darf sich aber nicht nur auf Basiskompetenzen beschränken, sondern soll die gesamte Lebenswelt der schwachen Schülerinnen und Schüler bereichern und bilden.
„Bildungsgerechtigkeit ist seit vielen Jahren ein wichtiges Thema, welches nicht ausreichend thematisiert und angegangen wird. Die Ergebnisse der Jugendstudie sind in dieser Hinsicht leider keine Überraschung.“, bewertet Kevin Miller, Ausschussvorsitzender des Ausschusses Jugendstudie und Mitglied im erweiterten Vorstand des 13. Landesschülerbeirats Baden-Württemberg.
Partizipation:
Die SMV ist das erste Handlungsfeld der Schülerinnen und Schüler, um Demokratie zu leben und zu erfahren. Hier haben sie die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und mitzugestalten. Die dort gemachten Erfahrungen hält der Landesschülerbeirat für sehr wertvoll, um eine nachhaltige und reflektierte demokratische Grundhaltung zu entwickeln.
Dass nur rund ein Viertel der Befragten in der SMV oder dem Schülerrat mitarbeiten, bestätigt die Erfahrungen des Landesschülerbeirats, dass die SMV-Aktivität in den Schulen Baden-Württembergs ganz unterschiedliche Quantität und Qualität erfährt.
Vor dem Hintergrund der zahlreichen antidemokratischen Entwicklungen und im Sinne der Chancengleichheit ist es nicht mehr hinnehmbar, dass der Zufall entscheidet, ob Schülerinnen und Schüler in den Genuss derartiger Partizipationsmöglichkeiten kommen oder nicht.
Der Landesschülerbeirat fordert eine umfassende Aufklärung der Kinder und Jugendlichen über ihre Rechte als Schülerinnen und Schüler und eine generelle Implementierung dieser in der Sekundarstufe I in allen Schularten. Des Weiteren ruft der Landesschülerbeirat die Grundschulen dazu auf, die Schülerinnen und Schüler auch im Primarbereich spielerisch an die SMV heranzuführen.
„Die SMV ist der Kern der schulischen innerschulischen Mitbestimmung des Engagements der Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg. Leider wird dieses nicht an allen Schulen im Land gleichwertig und in verdientem Maße gewürdigt und unterstützt.“, äußert Kevin Miller.
Ehrenamt:
Den Landesschülerbeirat freut es sehr, dass sich weiterhin rund ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler ehrenamtlich engagieren. Durch die Ausübung von ehrenamtlichen Tätigkeiten setzen sich die Jugendlichen, über ihre Pflicht hinaus, freiwillig für die Gesellschaft ein und tragen damit maßgeblich zur Vielfalt unserer Gesellschaft bei.
Bedauerlicherweise geben rund 17 Prozent der engagierten Schülerinnen und Schüler an, dass sie keine Anerkennung erfahren. Besonders dramatisch ist, dass knapp 18 Prozent der Befragten denken, dass sich ihr Engagement eher negativ auf ihre Schulnoten auswirkt. Für die Mitglieder des Landesschülerbeirats dürfen Schülerinnen und Schüler nicht aufgrund ihres Ehrenamts degradiert und sanktioniert werden.
Der Landesschülerbeirat kritisiert, dass dieses Engagement in einigen Fällen noch nicht anerkannt wird. Stattdessen müssen sich diese Schülerinnen und Schüler aufgrund fehlenden Verständnisses bei Lehrkräften sowie Mitschülerinnen und Mitschülern rechtfertigen. Dabei sollte ihr Engagement eigentlich aktiv gefördert und anerkannt werden.
„Durch das Ehrenamt profitieren viele vom Einsatz einiger engagierten. Das gebührt größte Anerkennung, da ohne das herausragende Engagement selbstverständliches nicht existieren würde. Vollkommen unverständlich ist, wenn nicht nur die verdiente Anerkennung fehlt, sondern aktiv die Arbeit im Ehrenamt verhindert und sanktioniert wird.“, so Kevin Miller.
Berufliche Orientierung:
Durch die Verankerung der beruflichen Orientierung versucht die Bildungsadministration den Übertritt in den Beruf zu verbessern. Anhand der Studie kann man jedoch feststellen, dass immer noch Verbesserungsbedarf existiert.
Eine Großzahl der Jugendlichen gibt an, dass sie bei der Berufswahl Unterstützung hauptsächlich von ihren Eltern erhalten (80,4 Prozent), und nur 36,8 Prozent geben an, dass sie Hilfe von ihrer Schule bekommen. Positiv ist, dass sich der prozentuale Anteil der schulischen Unterstützung in der entscheidenden Altersstufe zwischen 15 und 18 Jahren auf 42,5 Prozent verbessert. Großer Nachholbedarf besteht basierend auf den Ergebnissen der Studie bei den Realschulen.
„Berufliche Orientierung ist eines der Themen, die seit Jahren im Bildungsbereich kursieren. Die Ergebnisse zeigen, dass sich bereits einiges getan hat, aber auch, dass noch einiges getan werden muss. Es gilt, weiterhin mit tiefster Überzeugung und ausdauerndem Einsatz den steinigen Weg von der Schule in den Beruf zu verbessern und das Auffinden des richtigen Berufsfeldes zu erleichtern.“, fordert Kevin Miller.
Politisches Engagement:
Weil Populismus, Extremismus und antidemokratische Bestrebungen in unserer Gesellschaft immer mehr Einfluss gewinnen, findet der Landesschülerbeirat, dass die Förderung von politischer Bildung immer wichtiger wird, um einer Politikverdrossenheit oder gar einer Ablehnung der Demokratie entgegenzuwirken.
Das Gremium stellt fest, dass sich mit 65,6 Prozent eine relativ große Zahl der Jugendlichen für politische Themen durchaus interessieren, sich jedoch nur 21,2 Prozent bei politischen Themen in ihrem Umfeld engagieren und sich lediglich 2,6 Prozent der engagierten Jugendlichen sich im Feld Politik betätigen.
Der Landesschülerbeirat erklärt sich dies vor allem dadurch, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler ausreichende politische Bildung erfahren. So gibt über die Hälfte der Befragten an, dass ihrer Meinung nach das Angebot zur jugendgerechten politischen Bildung nicht ausreicht.
„Die Studie im Bereich „politisches Engagement“ verdeutlicht eines: Ein generelles Desinteresse an Politik existiert bei den Schülerinnen und Schülern in Baden-Württemberg nicht. Allerdings wird durch die fehlende Aufmerksamkeit für Politik im Bildungsbereich und der fehlenden Wertschätzung der Gesellschaftswissenschaften ein Problem produziert. Deshalb fordert der Landesschülerbeirat, dass endlich mehr Fokus auf den Gesellschaftswissenschaften gelegt wird.“, so Kevin Miller.
„Die Ergebnisse der Jugendstudie zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, nicht ausschließlich über junge Menschen zu reden, sondern ihnen zuzuhören und mit ihnen zu sprechen. Sie zeigen eindeutig auf, welche Dinge grundlegend verbessert werden müssen um die Schülerinnen und Schüler auch im außerunterrichtlichen Bereich auf das Leben vorzubereiten.“, resümiert Kevin Miller und fügt an: „ Der Landesschüler-beirat wird auch in den nächsten Jahren auf bestehende Probleme aufmerksam machen und Forderungen für Verbesserungen formulieren in der Hoffnung, bei der nächsten Jugendstudie 2021 eine positive Entwicklung sehen zu können.“
Der Landesschülerbeirat ist die gesetzlich und demokratisch legitimierte Vertretung der Schülerinnen und Schüler aus Baden-Württemberg.
Gegründet 1994 zur Beratung des Kultusministerium, übernimmt er heute vielfältige Aufgaben und beschäftigt sich mit vielen schülerrelevanten Themen wie Nachhaltigkeit, Vielfalt, Inklusion etc.
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